Der Praxisbeitrag “Politische Neutralität in gesellschaftlichen Krisensituationen? Zur Verantwortung von Schulen und Lehrkräften” von Maschong et al. (2024) untersucht die Rolle der politischen Bildung und die Verantwortung von Schulen und Lehrkräften in Zeiten gesellschaftlicher Krisen. Er behandelt die psychischen Auswirkungen von Diskriminierung und antidemokratischen Einschüchterungsstrategien im schulischen Kontext. Die Autor*innen erörtern, wie Schulen als Orte der politischen und Demokratie-Bildung agieren können, ohne ihre Neutralität im Wettbewerb der politischen Parteien zu verletzen, und gleichzeitig demokratische und menschenfreundliche Werte fördern und den Schutzauftrag gegenüber den Schüler*innen erfüllen können.
Politische Bildung muss sich fächerübergreifend und fächerunabhängig ständig neuen gesellschaftlichen Herausforderungen stellen und demokratiefördernde Methoden entwickeln, um Schüler*innen auf die aktive Teilnahme am demokratischen Prozess vorzubereiten. Der Auftrag von Schulen und Lehrkräften besteht darin, sich gegen menschenfeindliche und antidemokratische Äußerungen und Bestrebungen klar zu positionieren und dabei die freiheitliche demokratische Grundordnung zu verteidigen.
Der Beitrag hebt hervor, dass darüber hinaus die Vermittlung demokratischer Werte und die Entwicklung von Demokratiekompetenz wesentliche Bestandteile des schulischen Aufgabenfeldes sind. Dabei wird betont, dass Lehrkräfte ihre politische Positionierung im Kontext eines breiten Meinungsspektrums einbringen sollen, ohne diese als maßgeblich auszugeben. Der Beutelsbacher Konsens und die Frankfurter Erklärung bieten dabei Orientierung, wie im schulischen Kontext eine Balance zwischen parteipolitischer Neutralität und Engagement für demokratische Grundwerte gefunden werden kann.
Die Autor*innen, darunter Mitglieder von Research4Change, plädieren für eine schulische Praxis, die Kontroversität und demokratische Teilhabe fördert und Schüler*innen befähigt, Diskriminierung und Extremismus als Angriffe auf die Menschenwürde zu erkennen und sich kritisch damit auseinanderzusetzen. Dabei wird betont, dass eine scheinbare Neutralität, die durch Nicht-Positionierung gekennzeichnet ist, im Widerspruch zu den Anforderungen an eine demokratiefördernde Bildung steht.
Zusammenfassend unterstreicht der Praxisbeitrag die Notwendigkeit, dass Schulen und Lehrkräfte eine aktive Rolle in der politischen Bildung übernehmen und Schüler*innen zur kritischen Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen und politischen Themen anleiten, um ihre Mündigkeit und demokratische Teilhabe zu fördern. Am Ende des Beitrages werden einige Ansätze für die praktische Umsetzung im Kontext Schule exemplarisch vorgestellt.
Zum kompletten Text:
Maschong, H., Gutberlet, P., Oehmichen, N., Peter, F., & Schuschke, A. (2024). Politische Neutralität in gesellschaftlichen Krisensituationen? Zur Verantwortung von Schulen und Lehrkräften. https://www.psycharchives.org/en/item/5c90b27b-d702-4076-9d7e-f06b6a4ca26c (inklusive Open-Acces-Download)